Was ist Fehlzeitenmanagement?
Fehlzeitenmanagement bezeichnet die systematische Erfassung, Analyse und Reduzierung von Fehlzeiten im Unternehmen. Es umfasst sowohl akute Maßnahmen, wie z.B. Krankmeldungen und Rückkehrgespräche, als auch präventive Ansätze, die auf langfristige Prävention und Gesundheitsförderung abzielen.
Dabei ist das Ziel nicht, Abwesenheiten zu bestrafen oder Mitarbeitende unter Druck zu setzen. Stattdessen soll eine offene und unterstützende Unternehmensstruktur geschaffen werden, in der Gesundheit und Arbeitsfähigkeit im Mittelpunkt stehen. Moderne Ansätze setzen auf eine Kombination aus Datenanalyse, Führungskräfteentwicklung und individueller Unterstützung.
Warum ist gutes Fehlzeitenmanagement wichtig?
Ein funktionierendes Fehlzeitenmanagement bietet Unternehmen gleich mehrere Vorteile:
1. Kostensenkung
Krankheitsbedingte Ausfälle kosten deutsche Unternehmen jährlich mehrere Milliarden Euro. Neben direkten Kosten wie der Entgeltfortzahlung entstehen auch indirekte Kosten: Produktivitätsverluste, Überlastung der Kollegen, Qualitätsmängel und Mehraufwand in der Organisation. Ein gezieltes Fehlzeitenmanagement hilft, diese Kosten spürbar zu senken.
2. Rechtssicherheit und Transparenz
Ein strukturierter Umgang mit Fehlzeiten verhindert Willkür, schafft klare Prozesse und stärkt das Vertrauen - auf Seiten der Mitarbeitenden ebenso wie der Führungskräfte.
3. Frühzeitige Prävention
Durch regelmäßige Analyse lassen sich Auffälligkeiten früh erkennen - z.B. wenn es in einzelnen Abteilungen gehäuft zu Kurzerkrankungen kommt. So können Überlastungen, Konflikte oder strukturelle Probleme rechtzeitig angesprochen und gelöst werden.
Fehlzeitenmanagement: Maßnahmen, die wirken
1. Systematische Datenerfassung
Grundlage jeder erfolgreichen Maßnahme ist Transparenz. Unternehmen sollten eine saubere Dokumentation der Fehlzeiten führen - differenziert nach Art, Dauer und Grund (soweit zulässig). Wichtig dabei: Der Datenschutz muss eingehalten werden. Persönliche Gesundheitsdaten dürfen nur mit Einwilligung verarbeitet werden.

2. Analyse und Ursachenforschung
Zahlen allein helfen nicht - erst die Interpretation führt zu Erkenntnissen . Besonders hilfreich ist die Kombination aus quantitativen Daten (Fehlzeitenquote, Dauer, Häufigkeit) und qualitativen Daten (z.B. Rückkehrgespräche oder Mitarbeiterbefragungen).
Ziel ist es, Fehlzeitenmuster zu erkennen und in den Kontext zu stellen:
- Häufen sich bestimmte Krankheitsbilder?
- Gibt es saisonale Schwankungen?
- Sind bestimmte Abteilungen auffällig?
Ein Beispiel: Wenn viele Mitarbeiter regelmäßig montags und freitags fehlen, kann dies auf psychische Belastung, Überlastung oder Unzufriedenheit hindeuten.
3. Gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen
Prävention ist der effektivste Hebel für das Fehlzeitenmanagement. Wer gesund arbeitet, fehlt seltener. Zu den wichtigsten Ansätzen zählen:
- Ergonomische Arbeitsplätze
- Flexibilität bei Arbeitszeiten und -orten
- Reduktion von Überstunden
- Transparente Kommunikation von Zielen und Erwartungen
- Förderung der Pausenkultur
4. Rückkehr- und Präventionsgespräche
Diese Gespräche sind kein Verhör, sondern ein Angebot. Richtig geführt, helfen sie:
- Gründe für die Fehlzeiten besser zu verstehen
- Frühzeitig Unterstützung anzubieten
- Arbeitsbedingungen anzupassen
Wichtig: Führungskräfte sollten geschult sein, solche Gespräche sensibel und empathisch zu führen.
5. Integration ins BGM
Fehlzeitenmanagement ist kein Einzelprojekt, sondern ein zentraler Baustein des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Maßnahmen zur psychischen und physischen Gesundheit sollten miteinander verzahnt sein:
- Gesundheitschecks
- Workshops zu Resilienz und Stressbewältigung
- Bewegungsangebote
- Externe Gesundheitsberatung
Fehlzeitenmanagement in der Pflege und im Krankenhaus
Gerade im Gesundheitswesen ist das Thema hochaktuell: Hoher Personaldruck, Schichtarbeit, emotionale Belastung und Personalmangel führen dazu, dass Mitarbeiter oft bis zur Erschöpfung arbeiten - und dann langfristig ausfallen.
Besondere Herausforderungen:
- Hohe Verantwortung bei gleichzeitig wenig Einfluss auf die Arbeitsgestaltung
- Geringe Planbarkeit von Pausen und Fehlzeit
- Nacht- und Wechselschichten
- Häufige Kontaktzeiten mit Erkrankten
Erfolgsfaktoren für Pflegebetriebe und Krankenhäuser:
- Dienstplanung mit ausreichend Regenerationszeit
- Angebote für Supervision und psychische Entlastung
- Gezielte Förderung von Teamzusammenarbeit
- Führungskräfteentwicklung mit Fokus auf Gesundheit
- Niedrigschwellige Gesundheitsangebote (z.B. mobile Massagen, Schlafberatung)
Wie berechnet man die Fehlzeitenquote?
Die Fehlzeitenquote gibt an, wie hoch der Anteil der Fehlzeiten an der geplanten Arbeitszeit ist. Sie hilft, Entwicklungen zu erkennen und mit anderen Unternehmen oder Branchen zu vergleichen.
Für eine genaue Analyse kann auch die Langzeit- und Kurzzeiterkrankungsquote separat betrachtet werden.
Welche Fehlzeitenquote ist normal?
Die durchschnittliche Fehlzeitenquote liegt laut AOK-Gesundheitsreport bei etwa 4 bis 5 % - variiert jedoch je nach Branche stark:
Eine hohe Quote ist nicht automatisch negativ - entscheidend ist, ob sie erklärt werden kann, ob sie steigt und ob Maßnahmen ergriffen werden.
Wie kann man Fehlzeiten reduzieren?
Die wirksamsten Hebel zur Reduktion von Fehlzeiten sind:
- Arbeitsplatzgestaltung optimieren
- Gesundheitsangebote etablieren
- Regelmäßige Gespräche zur Mitarbeiterzufriedenheit
- Verlässliche Dienstplanung und Arbeitszeitmodelle
- Klare Prozesse zur Rückkehr nach Krankheit
- Vermeidung von Überforderung durch gute Aufgabenverteilung
- Beteiligung der Mitarbeiter an Veränderungsprozessen
Fazit: Fehlzeitenmanagement als Chance
Fehlzeitenmanagement ist kein Kontrollinstrument, sondern ein strategisches Werkzeug für eine gesündere und produktive Organisation. Wer systematisch analysiert, transparent kommuniziert und präventiv denkt, senkt nicht nur die Ausfallzeiten - sondern stärkt das Betriebsklima, die Mitarbeiterbindung und letztlich den Erfolg des gesamten Unternehmens.