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Women in Tech - Mission (im)possible?

Frauen sind in technischen Berufen noch immer stark unterrepräsentiert. Womit das zusammen hängt, warum es ein Problem ist und wie ambitionierte Frauen dabei sind, diese Männer-Domäne aufzubrechen liest Du in diesem Artikel.

Warum braucht es mehr Women in Tech? Ein Interview mit einer Entwicklerin.

2018 arbeiten in den großen Firmen des Silicon Valley deutlich mehr Männer als Frauen. Bei Apple sind beispielsweise nur 30% der Belegschaft weiblich, bei Intel sogar nur 25%. Die USA sind was Women-in-Tech angeht kein negatives Leuchtturm-Beispiel. In Europa sieht der aktuelle Status Quo nicht besser aus. Dort sind weniger als 7% der Tech-Jobs mit Frauen besetzt.* Dass Berufe in diesem Sektor hauptsächlich von Männern besetzt werden hat mehrere Gründe.

Warum arbeiten so wenig Frauen im Tech-Bereich?

Die Suche nach Gründen beginnt mit einem Sprung in die Vergangenheit. Eines der größten Probleme beginnt mit der Etablierung von Geschlechter-Stereotypen in der Gesellschaft. Jeder ist sicherlich schon einmal über das Vorurteil gestolpert, dass Frauen schlechter in Mathe seien. Laut OECD trägt dieses Vorurteil schon dazu bei, dass nur eine von 20 Frauen sich für ein Studium der sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) entscheidet. Im Gegensatz dazu sind es bei Männern einer von fünf.

Das hat zur Folge, dass wenige Frauen überhaupt erst ein Studium in einem dieser Fachbereiche beginnen. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können also nur auf einen schon stark von Männern dominierten Pool an Fachkräften zurückgreifen.

Aus dieser Folge ergibt sich der letzte Grund für einen Mangel an weiblichen Fachkräften. Nach einer Studie des American Sociological Review neigen Entscheiderinnen und Entscheider dazu, Menschen einzustellen, die den eigenen kulturellen Merkmalen entsprechen. Bei einer Gruppe von jungen Unternehmern, die ein Tech-Startup gegründet haben, ist es also wahrscheinlicher, dass die nächste angestellte Kraft keine Mitarbeiterin, sondern ein Mitarbeiter wird.

Warum braucht der Tech-Sektor mehr Frauen?

Studien haben gezeigt, dass ein diverses Führungsteam bei Unternehmen zu besseren Innovationen und einer höheren finanziellen Performance im Vergleich zu Unternehmen, deren Führungsteam überwiegend aus Männern besteht, führen kann. Je diverser ein Team zusammengestellt ist, desto breiter wird die Perspektive des Unternehmens.

Um einen Wandel zu erreichen, muss schon in der Schule angesetzt werden. Die Bildung junger Mädchen und Frauen im Tech-Bereich muss gefördert und negative Stereotypen überwunden werden. Eine wichtige Rolle spielen hierbei auch weibliche Vorbilder. Denn nicht nur die Bill Gates’ und Jeff Bezos’ dieser Welt haben Ahnung von Technik.

clockin, eines der vielversprechendsten Tech-Startups Deutschlands, versucht jetzt dieser gesellschaftlichen Fehlentwicklung entgegenzuwirken und fördert durch enge Kooperationen mit führenden deutschen Hochschulen ganz gezielt den Berufseinstieg von Programmiererinnen.

Interview: Auf einen Espresso mit einer Programmiererin

Eine dieser Programmiererinnen ist Pia. Sie ist 23 Jahre alt und studiert Wirtschaftsinformatik an der WWU Münster. In Kooperation mit clockin schreibt sie derzeit ihre Bachelorarbeit im Bereich Web Development. In diesem Interview erzählt sie uns von ihrem persönlichen Weg in den Tech-Sektor.

Stört Dich die geringe Frauenquote? Hattest Du schon einmal das Gefühl, man würde Dich nicht ernst nehmen?

Nein, bisher war das nie ein Problem und ich habe auch keine schlechten Erfahrungen gemacht - eher im Gegenteil: Wenn Leute hören, dass ich Wirtschaftsinformatik studiere, sind die Resonanzen meist sehr positiv. Auch bei meinen Kommilitonen hatte ich nie das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden.  

Hi Pia! Seit wann steht für Dich fest, dass Du im Tech-Sektor arbeiten möchtest?

Als es aufs Abitur zuging habe ich mir Gedanken gemacht, wie es nach der Schule weitergehen soll. Zufällig erzählte mir ein Freund von einer Bekannten, die Wirtschaftsinformatik studiert hat und mit ihrer Arbeit im IT-Bereich sehr glücklich ist. Das war eigentlich einer der ersten Berührungspunkte, den ich überhaupt mit dem Thema Informatik hatte. Auf meinem Gymnasium wurden damals noch keine Informatik-Kurse angeboten und bei meinen Leistungskursen hatte ich mit Englisch und Spanisch einen sprachlichen Fokus. 

Auch Mathe war lange Zeit nicht mein Ding. Ich war in der Unter- und Mittelstufe in Mathe eher eine 3er- oder 4er-Kandidatin. Erst als ich dann in der Mittelstufe einige Nachhilfestunden genommen habe, hat es “Klick gemacht” und ich habe einen Zugang zu dem Fach und Spaß am logischen Denken entwickelt. Wegen meiner Leistungskurse musste ich Mathe im Abi als Drittfach nehmen - im Nachhinein hat sich das aber als das Beste herausgestellt, was mir hierbei passieren konnte. 

Ich habe dann viel über das Wirtschaftsinformatik-Studium recherchiert und gelesen, dass sich das Studium gut für Leute eignet, die gerne logisch denken, sich mit komplexen Fragestellungen beschäftigen und mit Mathe gut zurechtkommen. Weil ich denke, dass diese Eigenschaften auf mich alle ganz gut zutreffen, habe ich mich dann für das Fach entschieden. 

Hand aufs Herz: Wieviel ist am Klischee dran, dass in IT-Vorlesungen nur männliche Nerds sitzen?

Das Studium setzt sich - wie der Name schon verrät - aus Modulen aus den Bereichen Wirtschaft und Informatik zusammen. Bei den Wirtschaftsmodulen ist die Geschlechterquote annähernd ausgeglichen, aber im Informatikteil sind wir wirklich nur etwa 10% Frauen. Die Leute, die ich kennengelernt habe sind aber alle ziemlich cool drauf und entspannt.

Du bist ja jetzt schon im höheren Semester. Bist du mit Deiner Studienwahl weiterhin zufrieden?

Ja, mit der Wahl bin ich sehr zufrieden. Die Wirtschaftsmodule interessieren mich zwar eher weniger, dafür finde ich die Informatikmodule aber umso besser. Die Inhalte in den Vorlesungen sind sehr theoretisch, aber es werden auch einige coole Projektseminare angeboten, in denen wir praktische Erfahrungen im Programmieren sammeln können. In einem Seminar ging es beispielsweise darum, dass wir ein Konzept entwickeln sollten, wie der innerstädtische Handel in Münster gestärkt werden kann, um gegen den immer intensiveren Online-Handel anzukommen.

Unsere Gruppe hat dann gemeinsam ein Konzept entwickelt, um das lokale User-Verhalten mittels kleiner Bluetooth-Sender zu erkennen und daraus folgend standortbezogenes Marketing zu senden. Das ganze war super viel Arbeit und ich habe dafür in meinen Semesterferien viele Stunden vorm PC verbracht, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Wir haben eine App sowohl für iOS als auch Android und eine zugehörige Webseite entwickelt.

Was würdest Du sagen ist die größte Erkenntnis, die Du aus Deinem Studium ziehst?

[lacht] Die wohl wichtigste Fähigkeit, die man als Entwickler*in lernt, ist es richtig zu Googlen. Und dass Stack Overflow dein bester Freund ist. Das ist eine Online-Plattform, auf der sich Softwareentwickler gegenseitig beim Programmieren weiterhelfen. Meistens hatte schon jemand anderes die gleiche Frage und wenn man Glück hat, kann man den Code aus der Antwort kopieren und für die eigene Anwendung anpassen. 

Würdest Du also sagen, dass Dir die Inhalte aus dem Studium beim eigentlichen Programmieren gar nicht weiterhelfen?

So kann man das natürlich nicht sagen. Natürlich habe ich in Informatik die ganzen Grundlagen im Programmieren gelernt, ohne die ich an so einem Projekt wie eben beschrieben nicht hätte teilnehmen können. Aber egal, wie gut man die Programmiersprache beherrscht - man wird beim Programmieren immer Situationen haben, in denen die Software einfach nicht so funktioniert, wie man es möchte. Dann ist es wichtig, dass man nicht einfach aufgibt. Meine Erfahrung ist, dass egal wie sehr man denkt, dass man etwas nicht kann oder nicht schafft, man es einfach immer wieder ausprobieren muss, bis es dann irgendwann klappt. Man bringt es sich dann quasi selber bei. Den Stolz und das Glücksgefühl, das man empfindet, wenn die Anwendung schließlich so funktioniert wie beabsichtigt, sind einfach unglaublich motivierend. Dann hat man echt das Gefühl, man kann alles schaffen!

Wie kam denn die Kooperation mit clockin zustande?

Ich war im März diesen Jahres auf der Suche nach einem Thema für meine Bachelorarbeit. Mein Wunsch war es, die Arbeit im Bereich Web Development in Kooperation mit einem Unternehmen zu schreiben, weil ich so nicht nur eine theoretische Arbeit schreibe, sondern direkt auch etwas praktisch umsetzen kann. Durch die Corona-Krise gestaltete sich die Suche nach einem Kooperationsunternehmen dann aber viel schwieriger, als gedacht. Von den meisten Unternehmen habe ich eine Absage bekommen. Viele waren gerade nicht in einer Situation, in der sie Zeit hatten, eine Arbeit zu betreuen. 

Zufällig habe ich dann mit Mathilde gesprochen. Sie ist eine alten Schulfreundin und macht gerade ihre Ausbildung im Bereich Marketingkommunikation bei clockin. Über ihren Kontakt kam schließlich die Kooperation mit dem Startup zustande. Nach wenigen Tagen und ein paar Gesprächen mit dem Geschäftsführer Frederik und meinem Ansprechpartner und Betreuer Florian (Leiter der Systementwicklung), haben wir schnell alles Wichtige geklärt und ein Thema festgelegt

Das klingt cool! Was ist denn das Thema Deiner Bachelorarbeit?

Ich arbeite an einer verbesserten Darstellung der Zeiten für die Nutzer der clockin App. Dafür habe ich erst ein Konzept entwickelt, wie die Nutzeroberfläche möglichst intuitiv gestaltet werden kann. Neben der reinen Zeiterfassung sollen Zusatzinformationen wie ein Vergleich der Soll-/Ist-Stunden, Pausenzeiten und eine Auflistung der einzelnen Aktivitäten eines Projektes und die jeweilige Dauer für den User ersichtlich werden. Momentan bin ich jetzt dabei zu programmieren und meine Ideen so auch in der Praxis umzusetzen.

Bist Du mit dem Verlauf deiner Arbeit zufrieden oder gab es Schwierigkeiten, durch die Du nicht weitergekommen bist?

Eigentlich nicht, das Programmieren macht mir total viel Spaß. Das letzte Wochenende habe ich fast nur am Laptop verbracht, ich war richtig im Flow. Das war in etwa vergleichbar damit, wie wenn man ein sehr gutes Buch liest, völlig vertieft ist und nicht mehr viel um einen herum wahrnimmt. Manch einer mag vielleicht neidisch werden wenn er liest, wie viel Freude einer Bachelorarbeit bereiten kann. [lacht]

Erzähl’ uns doch bitte, wie die Zusammenarbeit abläuft...

Die Zusammenarbeit gestaltet sich sehr unkompliziert. Unter Programmierern ist das Remote-Arbeiten gängig, daher hat der Lockdown die Zusammenarbeit nicht beeinträchtigt. Einmal pro Woche habe ich ein festes digitalen Meeting mit meinem Betreuer, in dem wir Fragen klären und das weitere Vorgehen besprechen. 

Und hast Du schon Pläne, wie es in der Zukunft für Dich weitergehen soll?

Später würde ich gerne im Bereich Anwendungsentwicklung arbeiten. Am Programmieren gefällt mir vor allem, dass man das Ergebnis immer direkt vor Augen hat und so genau verfolgen kann, wie sich das Gesamtergebnis Schritt für Schritt zusammensetzt. 

Pia, danke Dir für das Gespräch! 

 

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